Longevity Hormone

Vor der Pubertät ähneln sich die Hormonprofile von Jungen und Mädchen. Beide produzieren ähnliche Mengen an Pregnenolon und Progesteron. In dieser Phase sind auch die Schilddrüsenhormonspiegel, insbesondere T3, am höchsten, und die Sterblichkeit am niedrigsten. Sobald die Pubertät einsetzt – früher auch "Adrenarche" (nach Adrenals/Nebenniere) genannt – steigt die Aktivität der Nebennieren.
Bei Jungen steigt die Testosteronproduktion, bei Mädchen vor allem die Progesteronproduktion (abhängig vom Zyklus). Studien zeigen, dass ein später Pubertätsbeginn mit einer längeren Lebens- und Gesundheitsspanne einhergeht, während eine früh einsetzende Pubertät das Risiko für Krankheiten und eine verkürzte Lebensdauer erhöht. Aus diesem Grund sehe ich diese Hormone auch als unsere Longevity Hormone und wie diese Hormone supplementiert werden können, erfährst du in folgendem Artikel.
Stressreaktion und der altersbedingte Hormonverlust
Bei jungen Menschen folgt auf eine Stressreaktion zunächst ein Cortisolanstieg, dann ein Anstieg von Pregnenolon, DHEA und bei Frauen auch Progesteron. Doch ab etwa 35 Jahren fällt die Produktion dieser schützenden Hormone stark ab, während der Cortisolspiegel konstant bleibt. Das führt zu einem relativen Überschuss an Glukokortikoiden und Östrogenen, mit gesundheitsschädlichen Folgen.
Cortisol-DHEA-Verhältnis als Lebensdauer-Indikator
Ein gutes Maß für die Lebenserwartung und Krankheitsanfälligkeit ist das Verhältnis von Cortisol zu DHEA. Idealerweise liegt dieses bei 0 bis 3. DHEA wirkt immunstärkend und schützt so vor akuten wie chronischen Erkrankungen, darunter sogar Krebs. Da DHEA in Zellen bis zu 100-fach höher gespeichert werden kann als im Blut, kann es Monate dauern, bis sich ein Mangel wieder ausgleicht, auch nach einer Supplementierung.
DHEA richtig dosieren und einnehmen
Die natürliche tägliche DHEA-Produktion durch die Nebennieren liegt bei etwa 10 mg. Die empfohlene Supplementierung beträgt daher 5 bis 10 mg pro Tag max – am besten in Verbindung mit langkettigem Fett (mindestens 14 Kohlenstoffe), z. B. Ghee oder Butter. Diese Einnahmeform verbessert die Bioverfügbarkeit und verhindert den frühzeitigen Abbau in der Leber. Laut Georgi Dinkov, einer der führenden Forscher im Bereich Hormone, kann die Bioverfügbarkeit bei oraler Einnahme ohne Fettlösung auf nur 10 % sinken. Durch die Einnahme mit Ghee oder Butter wird die Leberpassage umgangen, wodurch die Wirksamkeit deutlich erhöht wird.
Olivenöl gilt zwar ebenfalls als langkettiges Fett, wird jedoch nicht empfohlen: Es enthält bis zu 20 % Linolsäure (LA), die laut Studien direkt an Östrogenrezeptoren bindet und wie ein Östrogen wirkt. Das macht sie zu einem potenten krebserregenden Stoff. Auch der hohe Gehalt an Ölsäure im Olivenöl kann schädlich sein und ähnliche Effekte haben wie Linolsäure. Zudem wird der Geschmack von vielen als unangenehm empfunden.
Ein DHEA-Blutspiegel zwischen 300 und 600 ng/dL gilt für Menschen über 35 als optimal – orientiert am oberen Normbereich eines 20-Jährigen. Wichtig: Werte im Blut spiegeln nicht zwingend den Zellstatus wider. Studien zeigen, dass Zellen DHEA und Pregnenolon bis zu 100-fach gegenüber dem Blut akkumulieren. Es kann bis zu sechs Monate dauern, bis die Speicher wieder aufgefüllt sind und ein Überschuss im Blut messbar ist.
Laut Dinkov sollte die Dosis 10 mg nicht überschreiten, da sonst östrogene Marker wie Prolaktin oder Estron ansteigen können – lange bevor sich Veränderungen im DHEA- oder DHEA-Sulfat-Spiegel im Blut zeigen. DHEA sollte niemals ohne Progesteron eingenommen werden, da Progesteron nicht nur die Umwandlung in Östrogene hemmt, sondern auch direkt an den Östrogenrezeptoren blockiert.
Progesteron: Schutzfaktor gegen Östrogen
Natürliches bzw. bioidentisches Progesteron wird aus Diosgenin gewonnen, meist aus der Yamswurzel oder Sojabohnen. Es unterscheidet sich grundlegend von synthetischen Progestinen wie Medroxyprogesteron (Provera), die mit Nebenwirkungen wie Krebs, Depressionen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden sind.
Progesteron balanciert nicht nur Östrogen aus, sondern dient auch als Vorläufer für andere Hormone wie Cortisol oder Testosteron. Bei Frauen sinkt die natürliche Progesteronproduktion oft schon ab dem 30. Lebensjahr. In der Perimenopause kann bis zu 75 % des ursprünglichen Spiegels verloren gehen. Symptome eines Mangels sind PMS, Schlafprobleme und erhöhtes Brustkrebsrisiko.
Warum orale Hormonpräparate problematisch sind
Die Einnahme von Hormonen in Tablettenform mag bequem erscheinen, steht jedoch im starken Gegensatz zur natürlichen Verteilung im Körper. Wird ein Steroidhormon geschluckt, passiert es zunächst den Magen, wo es aggressiven Magensäuren ausgesetzt ist. Ein Teil der Wirkstoffe wird hier bereits zerstört. Die verbleibende Menge gelangt in die Leber, die als zentrales Entgiftungsorgan fungiert. Dort werden die Hormone entweder modifiziert, umgebaut oder abgebaut. Studien zeigen, dass bei oraler Einnahme lediglich 10–15 % der ursprünglichen Dosis das Zielgewebe erreichen.
Um einen therapeutischen Effekt zu erzielen, müsste daher eine Dosis eingenommen werden, die fünfmal höher ist als eigentlich nötig. Dabei entstehen in der Leber über 30 verschiedene Metaboliten, von denen einige bislang nicht ausreichend erforscht sind und potenziell unerwünschte Nebenwirkungen haben können. Besonders bei Progesteron kann dies problematisch sein, da einige Metabolite kontraproduktive oder gar östrogenartige Effekte haben könnten.
Die orale Einnahme verzerrt damit nicht nur den natürlichen Hormonstoffwechsel, sondern erhöht auch das Risiko für Nebenwirkungen erheblich. Wer aktuell Hormone wie Progesteron, DHEA oder Pregnenolon in Tablettenform einnimmt, sollte eine Umstellung auf sicherere Applikationsformen in Erwägung ziehen.
Anwendung von transdermaler Progesteroncreme
Die transdermale Anwendung von bioidentischem Progesteron wurde maßgeblich von Dr. John Lee, einem Pionier auf diesem Gebiet, geprägt. Er war einer der ersten, der auf die Bedeutung von natürlichem Progesteron hinwies und die Anwendung über die Haut populär machte. Dr. Jonathan Wright gilt heute ebenfalls als ein führender Wegbereiter der bioidentischen Hormontherapie und hat die praktische Umsetzung der Progesteroncreme weiterentwickelt und verfeinert.
Beide betonten, dass die Anwendung über die Haut – insbesondere bei sorgfältiger Dosierung – dem natürlichen Hormonverlauf prämenopausaler Frauen am nächsten kommt. Die Idee ist, Progesteron so zuzuführen, wie es vom Eierstock natürlicherweise ins Blut abgegeben wird, direkt, ohne Umweg über den Verdauungstrakt.
Dazu wird eine exakt dosierte Menge der Hormone in eine geeignete Creme oder ein Gel eingearbeitet und ein- bis zweimal täglich auf dünne Hautstellen aufgetragen. Bei Anwendung über die Schleimhäute (vaginal) gelangen die Wirkstoffe direkt in den venösen Plexus des Beckens – also dorthin, wo auch die natürlichen Eierstockhormone ins Blut abgegeben werden. Auf diese Weise wird der erste Leberpass (First-Pass-Effekt) vollständig umgangen, wodurch die Aufnahme effizient und nebenwirkungsarm erfolgt.
Auch Männer können von Progesteron profitieren – bei ihnen eignet sich die rektale Anwendung über die Darmschleimhaut, die eine ähnliche Absorptionsfähigkeit besitzt.
Auch bei Hormoncremes ist jedoch Vorsicht geboten, insb. bei Verwendung auf der Haut. Eine zu hohe oder dauerhaft unveränderte Dosierung kann zu einer Sättigung des Fettgewebes führen und das hormonelle Gleichgewicht aus dem Takt bringen. Wie bei allen wirksamen Substanzen ist auch hier das "Mehr hilft mehr"-Prinzip fehl am Platz.
Die Risiken transdermaler Anwendung
So effektiv Progesteroncremes in der Anfangszeit auch wirken mögen, bergen sie bei langfristiger Anwendung ggf. Risiken. Progesteron ist stark fettlöslich und reichert sich bei wiederholter Anwendung im Unterhautfettgewebe an. Anfangs funktioniert die Anwendung gut, da die Speicher leer sind – doch nach Wochen oder Monaten kann es zu einer Sättigung kommen. Die Folge: Das Hormon wirkt nicht mehr oder kann Symptome sogar verschlimmern.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass Progesteron ein zyklisches Hormon ist. Der Körper ist darauf angewiesen, wechselnde Konzentrationen wahrzunehmen, um physiologisch korrekt zu reagieren. Bleibt der Spiegel dauerhaft erhöht, erkennt der Körper diesen Rhythmus nicht mehr, was zu hormonellen Dysbalancen führen kann – insbesondere mit Auswirkungen auf DHEA, Cortisol und Testosteron.
Glücklicherweise ist dieser Zustand reversibel, allerdings kann es erforderlich sein, die Creme bis zu zwei Jahre lang abzusetzen, um die Progesteronreserven im Gewebe abzubauen.
Ein praktikabler Ausweg besteht darin, die Creme nicht auf die Haut, sondern auf die Schleimhäute (z. B. vaginal) aufzutragen. Diese Anwendung vermeidet nahezu alle beschriebenen Nebenwirkungen, erhöht die Bioverfügbarkeit und entspricht dem natürlichen Weg der Hormonverteilung im Körper.
Zudem kann Progesteron auf der Haut durch das Enzym 5-alpha reductase in Allopregnanolone konvertieren, das anschließend nicht mehr in Progesteron zurück konvertiert werden kann.
Dosierung und Anwendung von Progesteron und Anwendung von Progesteron
- Prämenopausale Frauen: 15–24 mg/Tag, für 12–14 Tage vor der Menstruation (z. B. Tag 12 bis 26)
- Menopausale Frauen: 15 mg/Tag für 25 Tage/Monat, mit 5–6 Tagen Pause
- Männer und postmenopausale Frauen: 25–50 mg/Tag, täglich für 4–6 Monate, dann eine Woche Pause
Am besten abends einnehmen, 30–60 Minuten vor dem Schlafen. Progesteron erhöht GABA und senkt Cortisol, was den Schlaf verbessert. Bei Bedarf kann die Tagesdosis in zwei Portionen aufgeteilt werden.
Transmukosales Progesteron
Eine der effektivsten und sichersten Formen der Hormontherapie ist die transmukosale Anwendung von bioidentischem Progesteron. Dabei wird das Hormon nicht geschluckt oder auf die Haut aufgetragen, sondern direkt über die Schleimhäute aufgenommen – etwa durch das Zahnfleisch bzw. den Gaumen, die Vaginal- oder Rektalschleimhaut. Diese Methode umgeht sowohl den Magen-Darm-Trakt als auch den Leberstoffwechsel (First-Pass-Effekt), wodurch die Bioverfügbarkeit deutlich erhöht und die Bildung unerwünschter Metaboliten vermieden wird.
Dr. Ray Peat, der einer der weltweit führenden Experten auf dem Gebiet der Hormonforschung war, hat die Bedeutung der transmukosalen Anwendung intensiv erforscht. In seiner jahrzehntelangen Arbeit dokumentierte er die negativen Auswirkungen von Überschuss-Östrogen und propagierte eine gezielte Gegentherapie mit Progesteron – insbesondere in Kombination mit einer linolsäurearmen (LA-armen) Ernährung (da östrogenstimulierend, s oben).
Ein weiterer Vorteil: Transmukosales Progesteron wirkt als natürlicher Östrogen-Antagonist und kann damit Symptome eines Östrogenüberschusses wie PMS, Brustspannen, Gewichtszunahme oder Stimmungsschwankungen effektiv lindern.
Die empfohlene Dosierung liegt bei 25 bis 50 mg, eingenommen 30 bis 60 Minuten vor dem Schlafengehen (s. oben). Diese Anwendung unterstützt die GABA-Ausschüttung im Gehirn, reduziert den Cortisolspiegel und fördert so einen erholsamen Schlaf. Für menstruierende Frauen empfiehlt sich die Einnahme während der Lutealphase (10 Tage nach Beginn der Periode bis zum ersten Tag der nächsten Blutung). Männer und postmenopausale Frauen können das Progesteron täglich für 4 bis 6 Monate einnehmen und dann eine Woche pausieren.
Wer diese Therapieform nutzen möchte, kann bioidentisches mikronisiertes Progesteronpulver beziehen (z. B. 10 g). Ein Set kleiner Edelstahlmesslöffel (z. B. 1/64 TL = 25 mg) hilft bei der genauen Dosierung. Da es sich um eine verschreibungspflichtige Therapie handelt, sollte die Anwendung nur unter medizinischer Aufsicht erfolgen.
Vitamin E als Trägersubstanz: Worauf du achten musst
Um die Wirksamkeit zu optimieren, sollte das Progesteron in einer geeigneten Trägersubstanz gelöst werden. Dr. Peat fand heraus, dass die meisten Lösungsmittel Progesteron nicht effizient transportieren – mit einer Ausnahme: natürliches Vitamin E. Es löst nicht nur Progesteron optimal, sondern schützt das Gewebe zugleich vor oxidativem Stress und vor den schädlichen Effekten der Linolsäure.
Doch Achtung: Nicht jedes Vitamin E ist geeignet. Es ist entscheidend, synthetisches Vitamin E (gekennzeichnet durch "alpha-tocopherol acetate") strikt zu meiden. Diese Form ist nicht bioverfügbar und kann dem Körper sogar schaden. Stattdessen sollte natürliches Vitamin E verwendet werden, das mit "d-alpha-Tocopherol" gekennzeichnet ist. Idealerweise enthält das Präparat die gesamte Bandbreite an Tocopherolen und Tocotrienolen (beta, gamma, delta) im natürlichen D-Isomer.
Eine hochwertige Vitamin-E-Lösung ist essenziell, wenn man Progesteron selbst mit dem Pulver anmischt und transmukosal verabreicht. Diese Kombination ermöglicht eine stabile, sichere und effektive Aufnahme des Hormons ins Gewebe und unterstützt gleichzeitig die antioxidative Kapazität des Körpers, insbesondere bezogen auf die zerstörerischen Eigenschaften von LA. Zudem wirkt Vitamin E inhalierend auf das Enzym Aromatase, das Testosteron in Östrogen umwandeln kann. Indem es sogar an Östorgenrezeptoren bindet, kann es dort sogar die Wirkung von Östrogen blockieren, ähnlich wie Tamoxifen.
Ein wichtiger Zusatz zum Schluss. Vitamin E wird häufig aus Sonnenblumenöl gewonnen, das einen Hohen Gehalt an LA hat, was grundsätzlich in solch winzigen Menge nicht bedenklich ist. Insgesamt sollte die tägliche Aufnahme von LA von 5g nicht überschreiten.
Fazit
Die gezielte Anwendung bioidentischer Hormone wie DHEA, Pregnenolon und insbesondere Progesteron kann eine effektive Strategie sein, um altersbedingtem Hormonverlust, Überschuss an Cortisol und Östrogen sowie daraus resultierenden Beschwerden entgegenzuwirken. Entscheidend sind dabei:
- Die richtige Form der Anwendung (transmukosal statt oral oder transdermal)
- Die Kombination mit geeigneten Trägerstoffen (langkettige Fette, natürliches Vitamin E)
- Die Beachtung individueller Dosierungsschemata
- Das Vermeiden östrogenartiger Substanzen wie Linolsäure
Hormone können bei richtiger Anwendung die Gesundheit im Alter entscheidend verbessern – doch ihre Wirkung steht und fällt mit dem Wissen um ihre komplexe Physiologie und Anwendung.
Dein Sebastian
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